Selbstfürsorge ist so viel mehr als ein Schaumbad, ein Wellness-Tag oder das Genießen einer Tasse Tee bei Kerzenschein. Selbstfürsorge bedeutet auch, sich abzugrenzen und mutig „Nein“ zu sagen. Das klingt vielleicht hart oder sogar egoistisch, ist aber ein zentraler Aspekt, um dein Wohlbefinden zu schützen. Worum es beim Thema Grenzen setzen lernen wirklich geht, warum sie ein Zeichen von Selbstliebe sind und wie du sie erfolgreich setzen kannst, erfährst du hier.
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Lernen, Grenzen zu setzen – und was das mit Selbstfürsorge zu tun hat
Grenzen zu setzen bedeutet, Verantwortung für dein eigenes Leben zu übernehmen. Es hilft dir, dein Wohlbefinden zu schützen, deine Selbstachtung zu stärken und gesunde Beziehungen zu fördern. Viele Menschen haben Schwierigkeiten, Grenzen zu erkennen oder sie zu kommunizieren, weil sie Angst vor Ablehnung haben. Doch genau hier liegt der Unterschied zwischen ausgebrannt sein und einem Leben in Balance.
Gesunde Grenzen setzen: So geht’s!
1. Eigene Bedürfnisse kennenlernen
Der erste Schritt, klare Grenzen zu setzen, ist, dich selbst besser kennenzulernen. Was sind deine Bedürfnisse? In welchen Situationen fühlst du dich unwohl? Selbstkenntnis ist ein wichtiger Teil der Selbstfürsorge, denn nur wenn du weißt, was du brauchst, kannst du es auch kommunizieren. Das Gefühlsrad kann ein erster wertvoller Schritt in diesem Prozess sein, da deine Gefühle in direktem Zusammenhang mit deinen befriedigten bzw. unbefriedigten Bedürfnissen stehen.
2. Eigene Grenzen erkennen
Vielleicht hast du schon gemerkt, dass andere Menschen immer wieder deine Grenzen nicht respektieren – bewusst oder unbewusst. Wenn du das Gefühl hast, dass deine eigenen Bedürfnisse oft zu kurz kommen, hilft es, dir bewusst zu machen, wo deine Grenzen liegen und warum sie für dich wichtig sind.
3. Grenzen formulieren und klar kommunizieren
Grenzen setzen bedeutet auch, sie freundlich und respektvoll zu äußern. Es geht darum, „Nein“ zu sagen, ohne dich erklären oder rechtfertigen zu müssen. Eine klare, aber höfliche Kommunikation stärkt nicht nur dein Selbstwertgefühl, sondern auch die Beziehungen zu Menschen, die deine Grenzen respektieren.
4. Grenzen setzen lernen mit Embodiment-Übungen
Manchmal kann es hilfreich sein, das Setzen von Grenzen auf einer körperlichen Ebene zu üben. Embodiment-Übungen können dir dabei helfen, ein Gespür für deinen eigenen Raum und deine Bedürfnisse zu entwickeln. Indem du dich bewusst wahrnimmst und aktiv in deinem Körper spürst, kannst du deine persönlichen Grenzen besser kennenlernen und festigen.
Übung: Gehe in einen Raum, in dem du ungestört bist. Stelle dich hüftbreit hin und gehe dann mit dem rechten Bein einen kleinen Schritt zurück, sodass du in einem stabilen Stand stehst. Das Gewicht ist in deinem Zentrum. Führe beide Hände auf dein Herz und begebe dich mental in die Situation, in der du „Nein“ sagen willst. Ein Nein geht immer vom Herzen aus. Dann löse die rechte Hand und führe sie mit der Handfläche nach vorne zielstrebig nach vorne, als würdest du etwas wegschieben. Sage dann: „Nein, hier ist meine Grenze“ – oder passe deine Formulierung deiner Situation an. Übe diese Übung vor einer Situation, in der du gerne eine Grenze ziehen möchtest.
Persönliche Grenzen: Höfliche vs. Unhöfliche Beispiele
Das Setzen von Grenzen kann manchmal herausfordernd sein, besonders wenn du sicherstellen möchtest, dass du dich selbst respektierst, ohne andere vor den Kopf zu stoßen. Es gibt jedoch einen feinen Unterschied zwischen höflichem und unhöflichem Grenzensetzen. Höfliche Grenzen vermitteln klar deine Bedürfnisse, während unhöfliche oder verletzende Ausdrucksweisen oft unnötig Konflikte schaffen. Hier sind einige Beispiele, wie du in verschiedenen Situationen höfliche und weniger höfliche Grenzen formulieren kannst:

Emotionale Grenzen:
- Höflich: „Ich verstehe, dass du wütend bist, aber ich würde es schätzen, wenn wir in diesem Moment respektvoll miteinander sprechen könnten.“
- Unhöflich: „Du bist immer so wütend, was soll das überhaupt? Hör auf, mit mir so zu reden.“
Zeitliche Grenzen:
- Höflich: „Es tut mir leid, aber ich habe heute schon etwas anderes geplant. Können wir einen anderen Termin finden?“
- Unhöflich: „Warum muss es immer so kurzfristig sein? Ich habe jetzt wirklich keine Zeit für dich.“
Physische Grenzen:
- Höflich: „Es ist mir lieber, wenn du meinen Raum respektierst. Könntest du bitte etwas Abstand halten?“
- Unhöflich: „Hör auf, mir so nah zu kommen. Was soll das?“
Digitale Grenzen:
- Höflich: „Ich antworte auf Nachrichten nur während meiner Arbeitszeiten. Ich hoffe, das ist okay für dich.“
- Unhöflich: „Stell keine Nachrichten außerhalb meiner Arbeitszeit, ich beantworte sie eh nicht.“
Berufliche Grenzen:
- Höflich: „Ich habe das Gefühl, diese Aufgabe fällt eher in den Verantwortungsbereich eines anderen, aber ich helfe gern, sie zu delegieren.“
- Unhöflich: „Warum fragt ihr mich immer? Das ist nicht mein Job, kümmert euch selbst darum.“
Soziale Grenzen:
- Höflich: „Ich fühle mich in großen Gruppen nicht wohl, wenn es um persönliche Themen geht. Können wir uns vielleicht in kleiner Runde unterhalten?“
- Unhöflich: „Was fällt dir ein, solche Fragen vor allen zu stellen?“
Diese Kombination aus höflichen und unhöflichen Beispielen verdeutlicht, wie wichtig es ist, deine Grenzen respektvoll zu kommunizieren. Es hilft nicht nur, dich selbst zu schützen, sondern auch deine Beziehungen zu pflegen.
Warum ein Nein deine Gesundheit positiv beeinflussen kann
Ein klares „Nein“ ist ein Zeichen von Selbstrespekt und hilft dir, Verantwortung für das eigene Wohlbefinden zu übernehmen. Es setzt Grenzen, die dich vor Überforderung schützen. Doch nicht nur das: Immer „Ja“ zu sagen, bedeutet oft, die eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen und Stress, Frustration oder sogar körperliche Symptome wie Erschöpfung oder Verspannungen zu riskieren. Ein „Nein“ zu äußern, erlaubt es dir hingegen, Energie zu sparen und dich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Darüber hinaus hilft ein klares „Nein“, gesündere Beziehungen aufzubauen. Menschen, die deine Grenzen respektieren, werden dein „Nein“ verstehen und akzeptieren. Diejenigen, die deine Grenzen nicht respektieren, sind oft auch keine verlässlichen Partner für eine gesunde Beziehung – sei es privat oder beruflich. Indem du deine Grenzen setzt, stärkst du also dein Wohlbefinden auf emotionaler, psychischer und sogar physischer Ebene.
„Nein“ zu sagen ist kein Zeichen von Egoismus, sondern ein Akt der Selbstliebe und ein wichtiger Schritt, um langfristig deine Gesundheit zu schützen.
Häufige Fragen und Antworten zum Grenzen setzen lernen
Wie lernt man Grenzen zu setzen?
Beginne damit, deine eigenen Bedürfnisse klar zu definieren und in kleinen Schritten für sie einzustehen. Praktische Tipps und Übungen findest du in diesem Artikel.
Was tun, wenn man keine Grenzen setzen kann?
Solltest du Schwierigkeiten haben, Grenzen zu setzen, kann es an alten Glaubenssätzen oder Angst vor Ablehnung liegen. Hier hilft es, mit einem Coach oder Therapeuten zu arbeiten, um hinderliche Muster aufzulösen.
Wie setzt man höflich Grenzen?
Höflich Grenzen zu setzen heißt, deine Bedürfnisse klar zu kommunizieren, ohne dabei jemanden vor den Kopf zu stoßen. Beispiel: „Ich würde das anders lösen, aber danke für deinen Vorschlag.“
Wie kann man gute Grenzen setzen?
Gute Grenzen sind solche, die dir helfen, dein Wohlbefinden zu schützen, ohne deine Beziehungen zu belasten. Sie erfordern Klarheit, Selbstreflexion und Mut, sich selbst wichtig zu nehmen.
Grenzen setzen lernen ist nicht einfach, doch es lohnt sich. Es führt zu mehr Selbstachtung, stärkt dein Selbstwertgefühl und schützt deine Gesundheit. Je öfter du für dich einstehst, desto leichter wird es dir fallen. Denn genau deine Grenzen machen dich zu dem Menschen, der du bist – und das verdient Respekt!